Wilder Freiger

Die Geschichte von der Erstürmung des wilden Freigers (3418m) 

Samstag 4 Uhr 30, vor Yaks Haus fahren Autos mit zwielichtigen Gestalten vor, schweres Material wird umgeladen. Kurze, knappe Gespräche, dann setzen sich alle Personen in ein Auto und fahren davon Richtung Autobahn. Aber nein, es handelt sich nicht um die Vorbereitung zu einem terroristischen Anschlag oder einem anderen Verbrechen, nein die Beteiligten wollen nur eine kleinere Bergtour durchführen. Man sieht das Auto eine Stunde später erneut im Stau auf der Brennerautobahn und um 6:30 Uhr am Parkplatz bei der Grabaalm (1650m). Rucksäcke werden geschultert und auf gehts Richtung Sulzenau Hütte (2190m) die um 8 Uhr erreicht ist.
Das Panorama ist bereits sehr umfassend, im Nordosten läßt sich die Ruderhofspitze ausmachen.



Der Weg führt weiter Richtung Grünausee,

doch ein recht neues Schild zeigt nach rechts und weist auf Leos Freiger Weg hin. Da wird nicht lang gerätselt sondern den Markierungen gefolgt zumal das Schild eine halbe Stunde Zeitersparnis verspricht. Schnell geht es in den Fels einer Steilstufe gut gesichert und bestens markiert, dummerweise enden am Fuße der Gletscherzunge die Markierungen. Die Helden der Berge vermuten den Weg entlang der Gletscherzunge was sich nach einer Weile selbstverständlich als falsch herausstellt, aber solange der Weg noch irgendwie machbar erscheint geht es natürlich weiter, ein Umkehren würde zuviel Zeit kosten. Eine Überlegung auf dem Gletscher weiterzugehen um den Schutt- und Geröllhang zu meiden wird wieder verworfen.



Auf 2700m wird dann auch Leos Steig wiedergefunden, der über eine Moräne zu einer Gletscherausbuchtung auf 2800m führt.


Hier wird angeseilt, auch Steigeisen erscheinen nötig.


Der Weg führt zuerst flach, dann immer steiler über einen spaltenreichen, sehr spannenden Gletscher.


Lassen sich die ersten Spalten noch umgehen oder überspringen geraten wir auf knapp 3200m in eine Bruchzone bei der größte Vorsicht erforderlich scheint. Natürlich hat die Gruppe entschlossen das gutmütige Yak voranzuschicken, das dann auch urplötzlich Luft unter den Hufen spürt. Zum Glück hält der Eispickel und mit ein paar artistischen Leistungen kann ein Spaltensturz vermieden werden.
Nach einer weiteren großen Spalte ist der anspruchsvolle Teil des Gletschers überwunden, der Weg führt jetzt flach zum Gipfelgrat und trifft dort auf den Normalweg von der Seescharte. Die letzten Meter über den Gipfelgrat sind noch etwas anstrengend, entschädigen aber mit grandioser Aussicht. Wir blicken auf Italien und sind erstaunt welch reger Verkehr auf dem Gletscher ist. Manch gewaltige 8er Seilschaft ist dort unterwegs, aber auch Solisten...



Nach kurzer Rast verlassen wir den Gipfel (3418m) und steigen auf dem Normalweg ab. Der Blick zurück ist auch von hier schön, der Weg wirkt nach den vorangegangenem Nervenkitzel jedoch schon fast erholsam langweilig.



Wir passieren das Gamsspitzl (3050m) sehen aber von einer Besteigung ab, es reicht allmählich der weitere Weg erweist sich als lang und anstrengend. Der Sulzenau-Hütte können wir nicht viel abgewinnen, sie scheint uns arg groß, wir trinken ein Radler und stiefeln die restlichen Meter zum Auto hinab, fast ist es wieder dunkel, wir waren 14 Stunden unterwegs. Im Hoferwirt in Neustift klingt unsere Tour bei Gamsbraten aus...

 

31.08.2002 wechselnd wolkig,  T ~ +5ºC