Lüsenser Spitze

Die Lüsenser Spitze (3231m) erhebt sich über dem Lüsenser Ferner und steht in der Bekanntheit deutlich hinter dem nur wenig höherem Lüsenser Fernerkogel, der vom Tal aus weithin sichtbar ist. 

Normalerweise wären es etwa anderthalb Stunden bis nach Lüsens im Sellrain, dummerweise ist die direkte Straße aber gesperrt, eine Umleitung über eine eher schmale Nebenstraße kostet einiges an Zeit. Aufbruch in Lüsens (1635m) ist daher dann doch erst um kurz vor 8. Aber das Wetter scheint zu halten.
Der Weg geht erstmal auf einer Forststrasse antlang, die endet an einem Jugendheim, wir hätten vorher abbiegen müssen, also zurück. Der Steig ist zuerst mal schlecht markiert, vermutlich um Turnschuhtouristen fern zu halten, läßt sich aber bald sehr gut verfolgen. Aus dem flachen dahinstapfen wird schnell ein mühsames steigen, der Weg ist steil, führt in Serpentinen über einen Grashang, immer wieder von kleinen Kraxeleinlagen unterbrochen.
Bei etwa 2200m geht das Gelände in Geröll und Moränenlandschaft über, es gilt einen Bach zu queren. 

Bei gut 2700m ist der Gletscherrand erreicht. Er ist völlig aper und auch ohne Steigeisen gut begehbar, wir verlieren also keine Zeit mit anseilen und anderem Hokuspokus. Nach einer halben Stunde kommen wir in ein rechtes Spaltenwirrwarr, das uns zu Umwegen zwingt. 


Der weitere Weg führt auf die Lüsenser Spitze zu auf eine kleinere Seitenzunge des Gletschers und führt dann angeblich rechts durch ein Geröllband. Dummerweise finden wir trotz intensiver Suche den Durchstieg zum Lüsenser Fernerkogel nicht, da der Gletscher nur noch Eis aufweist ist auch keine Spur zu finden. Daher entschließen wir uns auf die Lüsense Spitze auszuweichen. Dazu geht es eine etwa 30 Grad steile Flanke hinauf die noch verschneit ist und von weitem erkennbar mehrere Spalten aufweist. Ohne den nötigen Ernst seilen wir uns an und erreichen schnell in 3050m Höhe den Grat. In leichter Blockkletterei ist dieser in zu bewältigen und zum Glück ist der Gipfel noch nicht in den Wolken verschwunden.


Trotzdem bleiben wir nur kurz am Gipfel. Wir überqueren die Spalten im Abstieg wesentlich vorsichtiger und erreichen wieder den aperen Hauptarm des Gletschers. Das Eis ist etwas weicher geworden, trotzdem knirscht es bei jedem Schritt wie 20 Knäckebrot kauende Schweden. Obwohl wir recht flott gehen zieht sich der Weg immer länger hin und die Wolken werden dichter. Zwar haben wir den Gletscher längst verlassen, aber der steile Grashang steht uns noch bevor. Eine weitere Überraschung bietet uns der Bach den wir beim Hinweg schon nur mit etwas Mühe überqueren konnten. Die Wassermenge hat sich verdreifacht und eine Überquerung scheint fast unmöglich. Mehrfach laufen wir auf und ab, bis wir kurz vor einem Wasserfall eine geeignete Stelle finden. Erstaunlich wie weit man doch springen kann - zum Glück !
Als wir endlich den Grashang erreichen fängt es endlich an zu regnen, erst ganz leicht und gemütlich, aber desto näher wir den heiklen Stellen kommen, desto stärker wird der Regen. Eine schlammiges Gerutsche über glatte Felsplatten und Gras - ein wahrer Genuß ! 
Mit dem erreichen der Forststrasse endet die Rutschpartie und die Sonne kommt wieder heraus, aber was solls wir sind heil, naß und K.O. am Auto und freuen uns auf eine gutes Schnitzel und ein Radler...

 

 

 

 

 

24.08.2002 wolkig,  T ~ +1ºC