Eigentlich war ein Wochenende
im Ötztal geplant, aber Weichei wars zu weit bei den vorhergesagten
Regenfluten.
Auch Yaks Hinweis dass die Wettervorhersage ne feine Sache, aber doch oft genug
ziemlich daneben ist, konnte keine Änderung mehr bewirken. Hasei wiederum war völlig
unentschlossen und wußte nicht ob er jetzt beim Maibaumaufstellen oder in Südtirol
saufen sollte.
Da blieb Yak wie so oft nur eins : Begleitet nur vom blonden Powerbunny eine
Tagestour anzugehen. Im Sellrain natürlich, denn obwohl es den Regen im Namen
trägt ist es dort immer schön wie jeder weiß.
Abfahrt um 6 Uhr morgens, es regnet und zwar nicht wenig. Kurzer Blickwechsel,
aber wir verstehen uns ohne Worte : Wir fahren, das wird jetzt durchgezogen,
Sieg oder Tod ! Das Bunny hat halt echte Power und würde nie wegen ein paar
Tropfen Wasser auf nen Gipfel verzichten. Also los, der Regen ist stark und
verstärkt sich im Inntal weiter, aber das kann niemanden einschüchtern, das
Wissen um dauerndes Schönwetter ist stärker als die Regentropfen !
Wie erwartet endet der Regen bei Innsbruck schlagartig, die Tuxer sind noch in
der Suppe aber über dem Sellrain ist strahlender Sonnenschein, für viele
einfach unvorstellbar, für Yak Gewohnheit. Eine kurze SMS an Pet, die in Hochfügen
Saisonabschluß feiern will zur Not ins Kühtai auszuweichen und eine kurze
Phase der Besinnnung bringen uns bereits ins Ötztal. Eigentlich war der
Hochreichkopf auf der Liste, aber das Wetter scheint auch über dem Ötztal bis
ganz hinter völlig perfekt zu sein, also warum nicht weiterfahren und dem
Weichei beweisen dass er wieder der Totallooser ist !?
Die Lenzenalm in der Sonne
Durchs noch geschäftige Sölden durch bereits den Nederkogel im Blick. Ein sehr
markanter aber wenig begangener Berg, vor allem um diese Jahreszeit. Die
Abzweigung nach Vent rechts liegen lassend und Richtung Obergurgl steuernd ist
der Parkplatz (1659m) um kurz nach 8 erreicht. Abmarsch um halb 9, das
Powerbunny stürmt voran, schon nach 20 Minuten sind wir an der Lenzen Alm. Der
Weg ist Schneefrei, aber noch ist wenig von frischem Grün auszumachen, die
Natur scheint noch auf einen letzten Wintereinbruch zu warten, in der Höhe wohl
nicht zu Unrecht. Auf 2000m erscheinen erste Schneeflecke, ohne Schneeschuhe
geht schnell nichts mehr. Der Weg ist nicht mehr auszumachen, es geht nach Nase
steil durch sulzige Schneerinnen aufwärts. Der Schnee ist in katastrophalem
Zustand, es ist schon wieder viel zu lange trocken, es müßte mal gescheit
reinregnen, damit der Schnee kompakter wird, so ist oft genug ein Durchbruch bis
zum Bauch kaum zu vermeiden, es ist viel zu warm, diese Nacht hat es hier unten
nicht gefroren.
Auf 2200m wird ein flacheres Stück erreicht, das Wetter ist ausgezeichnet,
sonnig und warm, auf der gegenüberliegenden Talseite ist das Skigebiet
Hochgurgl auszumachen, aber viel los ist dort nicht.
Bestes Wetter wie aus dem Bilderbuch
Spannender Weg, aber wir machen einen
kleinen Umweg
Ein Wegweiser taucht auf, der Sommer weg Richtung Nederkogel ist trotzdem nicht
zu finden, wir wühlen uns durch steile, matschige Schneefelder über
Schrofengelände nach oben. Es ist mordsanstrengend, alles alleine zu spuren ist
des Schneeschuhgängers Schicksal in der Einsamkeit des Mai.
Weit unten liegt Sölden
Der Gipfel ist schon gut sichtbar, rückt aber nur sehr langsam näher, schließlich
ist nach mehrstündigem Schneegewühle der Grat auf 2800m erreicht. Der
Weiterweg über diesen Richtung Gipfel ist auf den nächsten Meter ziemlich
ausgesetzt. Das wäre zwar machbar, aber das blonde Bunny ist manchmal etwas
unvorsichtig in solchem Gelände, besser wir steigen auf der anderen Seite etwas
ab und dann in eine weiter südlich liegende Scharte wieder auf, der Weiterweg
auf dem dann breiten Grat ist unschwierig.
Blick rüber ins Venter Tal
Der Schnee wird jetzt deutlich besser, dafür zeigt sich die Anstrengung der
vergangenen Stunden und das Tempo wird trotz guten Schnees nicht mehr schneller,
die Höhe fordert Tribut. Eine letzte Steilflanke wird überwunden, der Gipfel
ist zum Greifen nah.
Nur noch ein paar Meter
Endlich oben angekommen (3167m) ist die Aussicht gewaltig und das Wetter nach
wie vor ausgezeichnet.
Endlich oben, es hat sich gelohnt, das
blonde Bunny ist zufrieden
Von Gewittern und Sintflut ist weit und breit nichts zu sehen, die Skifahrer
beenden langsam einen sonnenbrandreichen Tag, es ist bereits 16:00 Uhr als wir
uns an den Abstieg machen. Ein letzer Blick in die Runde zu Wildspitze auf der
einen und der Hochwilden auf der anderen Seite.
Es lohnt doch immer wieder alle Mühe,
gerade wenn man durch Traumwetter belohnt wird
Noch eine kurze Pause, dann gehts an den
Abstieg
Es geht erst flott voran, aber bald ist wieder die Zone mit dem ätzend
schlechten Schnee erreicht, speziell unterhalb von 2500m ist es keine Freude,
immer wieder brechen wir tief ein, längst sind Hose und Schuhe völlig durchnäßt,
gut dass die Sonne scheint. Trotzdem dauert der Abstieg nur zweieinhalb Stunden,
ab der Lenzenalm ein gemütlicher Spaziergang.
Die Rückfahrt führt in Sölden am Saisonabschlußpartykonzert vorbei. Einen
Schluck Cola und einen Blick auf die Feiernden gönnen wir uns, dann geht es
heim. Hinter Innsbruck wird das Wetter schlecht, es beginnt zu regnen und das
hat es in einigen Ecken wohl auch den ganzen Tag getan.
Gut wenn man weiß wo immer schönes Wetter ist, auch wenns keiner glaubt,
vielleicht ganz gut so, können wir doch weiter in Einsamkeit unsere Spuren
ziehen...
01.05.2004 wechselnd wolkig,
trocken, windstill, T ~ -3ºC
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