Wetterhorn Peak

Wetterhorn Peak und Matterhorn Peak, zwei seltsam vertraute Namen erwarten europäische Bergsteiger im Westteil der Uncompahgre Wilderness area. Dieses Gebiet, das auf alten Karten noch als Big Blue Wilderness eingezeichnet ist beherbergt einige hohe Gipfel. Die beiden mit den europäischen Namen haben wir uns ausgesucht. Da beide zusammen nach den vorangegangenen Schneefällen wohl nicht als Tagestour machbar scheinen packen wir komplette Ausrüstung Schlafsäcke, Zelt und Kocher ein und wuchten die 20kg Rucksäcke vom Trailhead-Parkplatz westlich von Lake City an der Abzweigung Matterhorn Creek aus los. Mit einem AWD-Fahrzeug hätten wir noch ein wenig weiter fahren können, aber auch nur bis zu einem umgestürzten Baum. Mit dem schweren Gepäck geht es sich langsam und mühevoll, aber als wir auf 3500m die Schneegrenze erreichen wird es noch mühsamer. Wir gehen bis zur Baumgrenze, die durch einige Latschen angezeigt ist und auf etwa 37000m liegt und schlagen unser Zelt auf. Das Wetter ist perfekt, es ist sonnig und absolut wolkenlos, aber die Vorhersage ist nur noch für morgen vormittag zuversichtlich. Es ist bereits Oktober und der Schneesturm vor einigen Tagen hat Schnee bis auf 3000m herunter gebracht, hier an unserem Lagerplatz liegen etwa 50cm, zum Glück schon leicht verfestigter Schnee. Wir dürfen uns nicht von einem Blizzard überraschen lassen, denn das könnte auch bei unser guten Ausrüstung gefährlich werden, deshalb beschließen wir noch heute nachmittag den Matterhorn Peak zu besteigen und morgen früh beim ersten Licht zum Wetterhorn Peak zu starten, um mittags wieder am Zelt zu sein. Der Matterhorn Peak ist 4143m hoch, wird von den Amerikanern aber trotzdem links liegen gelassen da hier nur 14.000er zählen, also Gipfel die mindestens 14000 Fuß hoch sind. Diese Höhe erreicht hier aber nur der Wetterhorn Peak mit 14015 Fuß (4270m) und der Uncompahgre Peak mit 14309 Fuß (4362m). Der Aufstieg zum Matterhorn Peak gestaltet sich im tiefen Schnee mühsam. im Gipfelbereich sind einige Kletterstellen (I+) zu überwinden, die durch den Schnee erschwert werden. Vom Gipfel zeigt sich im Licht der sinkenden Sonne dann aber der Wetterhorn Peak wirklich eindrucksvoll. Die Gipfelrast dauert nur eine halbe Stunde, denn die Sonne rückt schnell tiefer und wir wollen noch den Kocher anwerfen bevor es dunkel ist. Eine Tütensuppe gibt Wärme, die Temperatur sackt schnell an und erreicht am frühen morgen -15 Grad. Die Daunenschlafsäcke zeigen was sie können und so weckt uns nicht die Kälte sondern ein Coyote der vor dem Zelt herumstreunt und heulend seiner Unzufriedenheit über unsere Vorsicht mit den Nahrungsresten zum Ausdruck bringt. Es gibt hier auch Bären, die sich zwar selten oberhalb der Baumgrenze aufhalten aber wir haben unseren Proviant gut verschlossen und dann im harten Schnee vergraben. Das Öffnen des Zeltes verjagt den Besucher. Ein heißer Kakao weckt die Lebensgeister, das Wetter sieht nach wie vor hervorragend aus und wir machen uns bald auf den Weg. Der Wetterhorn Paß ist trotzdem erst nach geraumer Zeit erreicht denn der Schnee ist tief und hat sich noch nicht ausreichend gesetzt, das Spuren ist anstrengend. Der Weg zum Gipfel bietet sich in teils ausgesetzter Kletterei dar, zum Glück hat die Sonne hier am Südgrat in den letzten Tagen den Schnee schon fast geschmolzen. Endlich am Gipfel liegt uns Colorado und New-Mexico zu Füßen, der Blick scheint bis nach Mexico zu reichen.

Wir genießen die Aussicht und kommen wesentlich später am Lager an als geplant. Reizvoll wäre es sicher auch noch den Uncompahgre Peak zu besteigen, aber langsam aufkommende hohe Bewölkung und die Zufriedenheit zweier Gipfelsiege bekräftigen unseren Entschluß abzusteigen und in einer anderen Ecke Colorados erneut auf Gipfeljagd zu gehen.

05.10.1996 sonnig, wolkenlos  T ~ -4ºC